Expert:innendialog

Der Expert:innendialog bringt Akteur:innen und Expert:innen (wissenschaftliche ebenso wie Expert:innen der Praxis oder solche der Erfahrung) in produktivem Dialog zusammen und sorgt dafür, dass das vorhandene Wissen in den Prozess aufgenommen wird.

Der Expert:innendialog ist ein Format im Vorprozess. Der Vorprozess dient dazu, den Kontext, die Herausforderungen und Ziele der Maßnahme sowie die damit verbundenen Bedarfe zu Beginn sauber zu definieren. Als Ergebnis steht eine gemeinschaftlich - das heißt von den Beteiligten und Betroffenen gemeinsam - erarbeitete und belastbare Maßnahmenbeschreibung, mit der die Umsetzung starten kann. Umfassende Informationen zum Vorprozess hier.

Expert:innendialog im Video kurz erklärt

Drei Personen sitzen oder stehen um einen Tisch herum und lachen. Auf dem Tisch stehen verschiedene Computer. Im Hintergrund ist das Ende eine papierrolle zu sehen, auf der das Bild eines Monitores abgebildet ist.

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Formate: video/youtube

Alles zum Expert:innendialog

  • Beschreibung

    Expert:innendialoge sind intensive Konferenz- und Workshopformate mit dem Ziel, das beste Wissen aus Praxis und Theorie zusammenzuführen, um an den Maßnahmenbeschreibungen konkrete Fragestellungen zu vertiefen und Lösungen zu erarbeiten. Sie sollen die Horizonte aller Beteiligten erweitern und das spezifische Wissen vertiefen. Für die Expert:innendialoge werden die jeweils relevanten Stakeholder ausgewählt und mit Expert:innen zusammengebracht. Die Expert:innendialoge sind eng an den Maßnahmenbeschreibungen in ihren jeweiligen Entwicklungsphasen orientiert und sollen Knoten im Entwicklungs- und Umsetzungsprozess zerschlagen, indem sie das nötige Fachwissen, Inspiration und Praxiserfahrung (best- worst practices) zusammenbringen und die Grundlage für spezifische Innovationen erarbeiten.

  • Teilnehmende

    • Fachleute aus Politik und Verwaltung (bzw. der Bürgerinitiative, dem Unternehmen)
    • Externe Expert:innen
    • Vertretungspersonen der Stakeholder

  • Ziel

    Ziel ist, mithilfe von Expert:inneninputs die Perspektiven auf das Thema der Maßnahme zu erweitern. Idealerweise entsteht durch die Inputs ein besseres Verständnis der Situation der Nutzer:innen, sodass die Maßnahme an echten Bedarfen ausgerichtet werden kann. Die Erweiterung der Perspektive hilft zudem dabei, die zentrale Herausforderung, die die Maßnahme bearbeiten möchte, zu definieren und zu schärfen. Generell geht es darum, dass die bearbeitete Maßnahme dem aktuellen Stand aus Wissenschaft und Praxis entspricht.

  • Ergebnisse

    • Mögliche Lösungen werden durch Best-Practice-Beispiele greif- und sichtbar.
    • Die Auseinandersetzung mit Expert:innen führt zu einem tieferen Verständnis des Feldes bei allen Beteiligten.
    • Die zentrale Herausforderung der Maßnahme ist klar definiert

  • Vorteile

    Brandaktuelles Wissen findet seinen Weg in das Problemverständnis der Verwaltung (bzw. der jeweiligen Initiator:innen einer Maßnahme) und macht es einfacher, daraus die richtigen Maßnahmen abzuleiten. Der klare Fokus auf Nutzer:innenbedarfe stellt zudem sicher, dass die Maßnahme später mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit akzeptiert und mitgetragen wird.

  • Mögliche Herausforderungen

    • Schwierigkeiten bei der Terminkoordination mit Expert:innen
    • Ggf. Notwendigkeit der „Übersetzung“ wissenschaftlichen Wissens in das Verständnis der Beteiligten. Sind solche Schwierigkeiten abzusehen, kann es sinnvoll sein, den Expert:innendialog beispielsweise durch eine:n einschlägig kompetente:n Journalist:in moderieren zu lassen.

  • Exemplarischer Ablauf

    Folgendermaßen könnte der grobe Ablauf eines Expert:innendialoges aussehen:

    • 09:00 Ankommen und Check-In
    • 09:10 Kurzvorträge von Expert:innen zum Thema, Q&A
    • 10:20 Pause
    • 10:30 Kurzvorträge von Expert:innen zum Thema, Q&A
    • 12:00 Mittagspause
    • 13:00 Nutzer:innen entwickeln und Bedarfe ableiten
    • 14:15 Pause
    • 14:30 Zentrale Herausforderungen als "Wie können wir...?" Fragen formulieren
    • 15:30 Logbuch aktualisieren
    • 15:45 Review und Abschlussrunde
    • 16:00 Ende

Methoden für den Expert:innendialog

  • 4.1 Nutzer:innensteckbriefe

    Beschreibung: Die Methode ermöglicht es, die Perspektive der zukünftigen Betroffenen/Nutznießenden der Maßnahme zu verstehen und deren Bedürfnisse zu identifizieren.

    Mehrwert: Durch die Ausrichtung der Maßnahme an den Bedürfnissen der zukünftigen Betroffenen wird sichergestellt, dass diese deren Bedürfnisse und Herausforderungen tatsächlich adressiert und damit einen nachhaltigen Einfluss hat.

    Ablauf:

    Teil 1: Nutzer:innen Steckbriefe erstellen

    1. Bestimmen Sie eine Person aus der Gruppe, die die Diskussion verfolgt und die Steckbriefe der Reihe nach ausfüllt.
    2. Füllen Sie zuerst die Grundlagen des Profils aus (Schritt 1)
    3. Arbeiten sie dann die Aufgaben und die zu den Aufgaben gehörenden Helfer:innen und Hindernisse aus (Schritt 2-4)
    4. Fragen Sie sich für jede Aufgabe: Was brauche ich dafür? Welche Bedarfe leiten sich davon ab? Schreiben Sie das jeweils auf eine separate Moderationskarte.
    5. Werfen Sie noch einmal einen Blick als Gruppe auf die ausgefüllten Nutzer:innen-Steckbriefe. Können Sie spontan noch ergänzen?

    Teil 2: Bedarfe ableiten - Bedarfsbingo

    Stellen Sie sich gegenseitig die Nutzer:innensteckbriefe vor und hängen sie auf einer Pinnwand aus.

    1. Stellen Sie auch die Bedarfe, die Sie daraus abgeleitet haben, vor.
    2. Schreiben Sie die Bedarfe auf jeweils eine Moderationskarte und sammeln Sie sie auf einer Pinnwand.
    3. Wenn eine andere Person einen Bedarf nennt, den Sie auch bei der von Ihnen ausgearbeiteten Persona festgehalten haben, rufen Sie „Bingo!“ und hängen diese Karte dazu.
      So stellen Sie fest, welche Bedarfe von mehreren Nutzer:innen geteilt werden.
    4. Sortieren Sie die Bedarfe: Was ist ähnlich und passt zueinander? Was unterscheidet sich deutlich?
    5. Sammeln Sie die drei Bedarfe, die von den meisten Nutzer:innen geteilt werden und schreiben Sie diese ins Logbuch.

    Arbeitsmaterial:

  • 4.2 Wie können wir... Fragen

    Beschreibung: „Wie können wir...“-Fragen bündeln gewonnene Erkenntnisse, indem erstrebenswerte Zustände und verhindernde Faktoren in einer offenen Frage sinnvoll kombiniert werden. Mit ihrer einfachen und flexiblen Struktur weisen sie in die Richtung von Lösungsansätzen, ohne sie vorzugeben

    Mehrwert: Die Fragen stärken die individuelle und kollektive Problemlösungskompetenz. Ihr herausfordernder Charakter regt die Entwicklung von vielzähligen Ideen an, die ein gemeinsames Ziel anvisieren und weniger offensichtlich sind.

    Arbeitsmaterialien:

    Arbeitsanweisung und Vorlage: [Miro] [PDF] Aus dem Handbuch Öffentliches Gestalten – S. 170-173

  • Expert:innenvortrag

    Beschreibung: Eine inhaltliche Einstimmung, die Fachwissen zugänglich macht und eine sachliche Arbeitsgrundlage schafft.

    Mehrwert: Gibt es relevante Zahlen, Daten oder Fakten zur Aufgabenstellung, so können die Teilnehmenden durch einen Expert:innenvortrag auf einen gemeinsamen Stand gebracht werden. Durch die Präsenz eines Experten/einer Expertin können fachliche Fragen zudem direkt geklärt und diskutiert werden

    Ablauf:

    1. Rahmen geben: Wie ist der Ablauf? Wer darf wie lange reden? Gibt es Zeit für Rückfragen? Gibt es ein Signal, wenn ein Teilabschnitt beendet ist? (Zum Beispiel: Glockenklang nach 10 Minuten, wenn Gesprächspartner:innen wechseln sollen)
    2. Relevanz klären: Warum ist das Wissen, der Blickwinkel oder der Ansatz dieser Person wichtig für unser weiteres Vorgehen?
    3. Dem Vortrag Raum geben
    4. Rückfragen Raum geben: Es hilft, eine erste Frage vorzubereiten, um weitere Rückfragen anzustoßen.

    Hinweis: Oft gibt es im Anschluss an Expert:innenvorträge Personen im Publikum, die auch gerne Aussagen tätigen möchten. Hierdurch verwandeln sich Rückfragen schnell in Ko-Referate. Um dies zu vermeiden, sollte genau definiert werden, wofür Raum ist (Fragen) und wofür nicht (Stellungnahmen). Wenn viel Redebedarf besteht, sollte diesem Raum gegeben werden, indem das Format angepasst wird (z. B. Impuls & Diskussion).

  • Impulsvortrag

    Beschreibung: Eine motivierende Ansprache, die den Blickwinkel der Zusammenarbeit klärt.

    Mehrwert: Durch einen Impulsvortrag kann eine Gruppe in ein Thema eingeführt, für einen Blickwinkel sensibilisiert oder eine Aktion motiviert werden. Er eröffnet visionäre Denkräume und zieht Parallelen zu relevanten Themen und Erkenntnisse aus anderen Projekten.

    Ablauf:

    • Relevanz herstellen: Das Vorhaben in einen Kontext stellen und erklären, warum die nächsten Schritte wichtig und die aktive Beteiligung aller anwesenden ausschlaggebend ist.
    • Fragen aufwerfen: Fragen aufwerfen, die zum Nachdenken anregen und Lust auf das Projekt machen.
    • Raum öffnen: Einen Rahmen geben, in dem die aufgeworfenen Fragen gemeinsam beantwortet werden sollen.
    • Konkret werden: Konkrete Handlungsschritte ableiten und klären, was wann wie und wo stattfinden wird.

  • Impuls & Diskussion

    Beschreibung: Impuls & Diskussion ist eine Mischung aus einer Podiumsdiskussion, einem griechischen Kaffeehauspalaver und der Worldcafé-Methode. In mehreren Phasen werden Expert:inneninputs mit Kleingruppendiskussionen verbunden, bevor Diskussionsergebnisse dann jeweils im großen Kreis geteilt werden.

    Mehrwert: So werden zwei zentrale Anliegen verbunden: Zum einen schafft es die Möglichkeit, dass sich in kurzer Zeit viele Teilnehmer:innen einer Veranstaltung über zentrale Themen austauschen und ein erstes Stimmungsbild der ganzen Gruppe zu diesen Themen entsteht bzw. sichtbar wird. Gleichzeitig erreicht es, dass die Fachexpert:innen von allen gehört und wahrgenommen werden und sie ihr Grund- und Sachverständnis als Impuls in die Gruppe geben können.

    Ablauf: Impuls & Diskussion ist in drei Phasen aufgebaut.

    • Phase 1: Eine oder mehrere Expert:innen, geben einen Impulsvortrag zum Thema.
    • Phase 2: Die Teilnehmenden diskutieren die Impulse in Kleingruppen. Die wichtigsten Diskussionsergebnisse werden festgehalten.
    • Phase 3: Die Diskussionsergebnisse werden dem gesamten Auditorium vorgestellt und ggf. auf dem Podium diskutiert.
    • Abschluss: Die drei Phasen können mehrmals wiederholt werden. Eine abschließende Diskussion und die Aufbereitung der Diskussionsergebnisse runden die Methode ab.

    Arbeitsmaterialien:

    • Arbeitsanweisung für Kleingruppen [Miro] [PDF]
    • Moderationskarten
    • Stifte
    • Eventuell: Leinwand und Beamer für eine Bildschirmpräsentation

Zusätzliche Methoden

Neben den erprobten Formaten des Vorprozesses mit den dazu passend ausgearbeiteten Methoden gibt es riesige Schätze weiterer Methoden, die bei der Entwicklung einer Maßnahme angewendet werden können. Eine kleine Sammlung wird hier vorgestellt – verbunden mit der Anregung, den eigenen methodischen Werkzeugkoffer selbst kreativ zu erweitern. Die vorgestellten Methoden stammen aus dem „Handbuch öffentliches Gestalten“ des CityLAB Berlin.

  • Akteure kartieren

    • Beschreibung: Öffentliche Innovation will schwierige Probleme lösen und Systeme verbessern. Diese Veränderungen können aber nur mit den Menschen gemacht werden, die in diesem Umfeld leben und arbeiten. [71] [OG2] Mit der Kartierung der relevanten Akteure werden jene Personengruppen benannt, die von den Effekten betroffen oder für die Ursachen verantwortlich sind.
    • Mehrwert: Die Akteure nehmen aufgrund ihrer unterschiedlichen Rollen und Interessen unbewusst oder bewusst einen Einfluss auf die Situation. Indem ihre Sichtweise als wertvoller Wissensbestand erkannt wird, können sie im Prozess beteiligt werden. So lassen sich Schlüsselakteure bestimmen, die im Prozess zu beteiligen sind. Ihre Perspektive inspiriert die Gestaltung von wertvollen Lösungsansätzen
    • Arbeitsmaterialien: [PDF] Aus dem Handbuch Öffentliches Gestalten S. 90-95 „Akteure kartieren“

  • Wissensatlas

    Beschreibung: Sicherlich tauchen in der Recherche neben dem gesammelten Wissen auch neue Fragestellungen und ggf. Zweifel auf. Bei der Kartierung wird Unwissen nicht verdrängt, sondern aktiv adressiert, um auf konkrete Potenziale hinzuweisen. Wissen und Unwissen können so passgenau in den weiteren Prozess integriert werden.

    Mehrwert: Durch die Nutzung dieser 2x2 Matrix erkennen wir an, dass wir uns in einem komplexen Umfeld bewegen. Die aufgedeckten blinden Flecken bilden die Grundlage, um sie zu bearbeiten und für eine Problemlösung zu nutzen. Wir sehen, was für die Weiterentwicklung am relevantesten ist. Als Team beginnen wir nicht nur über Ähnliches, sondern über das Gleiche zu sprechen.

    Arbeitsmaterialien: [PDF]

    Aus dem Handbuch Öffentliches Gestalten – S. 102-105 „Wissensatlas“