Warum Gemeinsam Digital: Berlin?

Berlin steht vor großen Veränderungen: Die Stadt will klimaneutral werden, die Mobilitätswende meistern, ihre Verwaltung modernisieren, den sozialen Zusammenhalt stärken, ​​die Gleichstellung der Geschlechter fördern und dabei alle Bewohner:innen stärker einbeziehen. Das sind komplexe Aufgaben, die kreative und innovative Lösungen erfordern [1]. Unser Ziel ist die funktionierende Stadt – bei einer Dynamik, die Berlin in den vergangenen Jahren nicht gekannt hat, bei Krisen, die uns dauerhaft vor große Herausforderungen stellen werden. 

Um Berlin zukunftsfähig zu machen, ist ein Plan ebenso notwendig wie relevante Akteur:innen und die richtigen Werkzeuge. Die digitale Transformation* soll für Bewohner:innen, Stadtverwaltung, Unternehmen, Wissenschaft und Forschung großen Mehrwert bieten. Eine zukunftsgerichtete Stadtentwicklung soll die Lebensqualität der Bewohner:innern spürbar verbessern. Die Verwaltung wird effizienter und als moderne Arbeitgeberin für dringend benötigtes neues Personal attraktiver. Für Unternehmen ergeben sich durch einheitliche Standards und nutzer:innenzentrierte Prozesse verbesserte Arbeitsabläufe und Planungsmöglichkeiten.  

Die digitale Transformation ist aber keine rein technische Aufgabe, sondern erfordert tiefgreifende Veränderungen bereits bestehender Strukturen und Prozesse. In letzter Konsequenz bedeutet das einen Kulturwandel, der alle Verwaltungsressorts und gesellschaftlichen Sektoren betrifft. Dabei leisten innovative Lösungen aus der Berliner Stadtgesellschaft – von Berliner:innen, Verwaltung, Wissenschaft und Forschung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft – einen maßgeblichen Beitrag. 

Die Grafik zeigt die Ebenen der Strategie: Wertekompass, Handlungsfelder, Maßnahmen, Governance, Umsetzung, Wirkungsmessung.

Aufbau der Strategie

Der Erfolg der Strategie wird sichtbar an der Umsetzung von Maßnahmen. So lernen wir aus der Praxis und können Erkenntnisse in die Strategie zurückführen. Der Wertekompass und die Handlungsfelder bilden den Orientierungsrahmen für die Umsetzung einzelner Maßnahmen. Ein Governancemodell definiert die Rollen, Kompetenzen und Aufgaben der beteiligten Akteur:innen bei der Steuerung des Prozess hin zur Smart City Berlin. Ein standardisiertes Vorgehen in der Umsetzung der Maßnahmen ist wichtig. Deshalb haben wir ein Umsetzungsmodell entwickelt, damit Maßnahmen im Sinne der Strategie nach einheitlichen Prinzipien geplant, erprobt und realisiert werden. Die Wirkungsmessung der Strategie gibt Indikatoren vor, die je Maßnahme angewendet werden, um ihren Erfolg im Sinne der Strategie zu messen.

Wozu dient die Strategie Gemeinsam Digital: Berlin?

  • GD:B – Plattform und Werkzeuge für die digitale Transformation

    Die Strategie GD:B ist nicht als eigenständige Fachstrategie konzipiert, sondern hat den Anspruch, durch den zweckmäßigen Einsatz neuer Technologien, Werkzeuge und Methoden das Erreichen bestehender Ziele der städtischen Entwicklung [1] und anderer Fachziele zu unterstützen. GD:B ist eine Dachstrategie für das zukunftsfähige, smarte Berlin. Um den Wandel Berlins zur Smart City [2] zu befördern, bietet die Strategie GD:B [3] einen Weg, neue Arbeitsweisen und Kooperationsformen, agilere* Strukturen, Kompetenzaufbau sowie systematischen Wissenstransfer zwischen Verwaltung und Stadtgesellschaft [4] zu etablieren. Sie bietet damit eine Plattform für die digitale Transformation Berlins. Die lernende Strategie und ihre Umsetzung werden vom Chief Digital Officer des Landes Berlin, dem Staatssekretär für Digitales und Verwaltungsmodernisierung (CDO / StS D) und seinem Team verantwortet und unterstützt. Für eine gelungene Umsetzung ist gleichwohl die aktive Mitarbeit und Einbeziehung aller Senatsverwaltungen und Bezirke erforderlich.  

    Smart bedeutet in der Berliner Lesart nicht lediglich „digital“. Das Berliner Verständnis der Smart City zielt auf die Frage, wie künftige Herausforderungen kreativ, offen, zweckmäßig und partizipativ gelöst werden können. [5] Digitale Technologien werden dabei als wichtiges Werkzeug für eine nachhaltige und gemeinwohlorientierte Transformation der Stadt betrachtet, nicht aber als Selbstzweck. 

    Die digitale Transformation muss die Bedürfnisse der Berliner:innen, die Interessen der Berliner Wirtschaft, der Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen sowie der Zivilgesellschaft im Blick haben. Sie kann nur gemeinsam mit der ganzen Stadtgesellschaft gelingen. Die Entwicklung der Strategie erfolgte im Rahmen eines umfangreichen Beteiligungsprozesses, bei dem auf eine möglichst große Diversität von Perspektiven Wert gelegt wurde. Die Strategie spiegelt somit den Bedarf der Stadtgesellschaft wider. [6] Die Strategie wurde im Rahmen des Förderprogramms Modellprojekte Smart Cities (MPSC) des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauen erstellt. [7] 

    Für die Umsetzungsphase, die sich an Prinzipien des Humble Government* [8] orientiert, sind Offenheit, die Einbeziehung von Berliner:innen und eine Kooperation mit unterschiedlichen städtischen Akteur:innen zentral. 

  • GD:B – eine Strategie, die Umsetzung mitdenkt

    Die Voraussetzungen sind in Berlin ausgezeichnet: Kaum eine andere Stadt verfügt über ein derart vielseitiges Ökosystem aus wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Akteur:innen mit Digitalexpertise. Im öffentlichen Sektor wurden in den letzten Jahren bereits vielfältige Innovations- und Transformationsprozesse angestoßen. [9] In den elf Berliner Zukunftsorten [10] und anderen Initiativen werden bereits heute experimentierende Formen der Zusammenarbeit praktiziert. GD:B will hier und an deutschlandweiten bzw. internationalen Erfahrungen anknüpfen und in zielgerichteten Kooperationen weitere Maßnahmen entwickeln. Vor allem benachteiligte und umweltbelastete Quartiere und Entwicklungsräume müssen von den Maßnahmen unmittelbar profitieren.  

    Da Berlin sowohl Land als auch Kommune ist, sind die Bedingungen für ein ressort- und ebenenübergreifendes Arbeiten innerhalb der Verwaltung noch einmal deutlich komplexer. Zugleich bietet die Hauptstadt ein großes Potenzial zur Weiterentwicklung des Berliner Ökosystems von Akteur:innen [11], die eine innovative Digitalisierung vorantreiben und von ihr profitieren können. GD:B tritt dabei als Ermöglicherin* auf, die die Potenziale Berlins nutzbar machen will. Drei wichtige Elemente für die Umsetzung sind:  

    1. Ressort- und ebenenübergreifendes Arbeiten: Maßnahmen zahlen mit ihren Lösungsansätzen auf lokale oder gesamtstädtische, sektorübergreifende Herausforderungen ein. Genutzt werden bereits vor Maßnahmenstart Formate, die ressort-, sektor- und ebenenübergreifendes Arbeiten unterstützen und die Vernetzung von Politikfeldern fördern. 
    2. Maßnahmenbegleitung: Als Teil der Umsetzung und wichtiges Element für die lernende Strategie erhalten Maßnahmenteams* methodische und fachliche Unterstützung, die sich an agilen Vorgehensweisen orientieren. 
    3. Prototypisches Vorgehen: Die Verwaltung und andere Akteur:innen bauen und testen Prototypen, probieren neue Ansätze aus, um schnell zu lernen und ggf. genauer definieren zu können, welche konkreten Leistungen ausgeschrieben werden sollen.  

  • GD:B – eine Ermöglicherin für die Verwaltung und Stadtgesellschaft

    Die Strategie GD:B hat den Anspruch, Ermöglicherin und damit eine übergreifende Handlungsstrategie für die Entwicklung Berlins zur Smart City zu sein. Die Bestandsanalyse hat gezeigt, dass hier der richtige Weg liegt. [12] Anstelle einer rein theoretischen Formulierung von Zielen, Ansprüchen und Vorhaben geht es um eine strategische Praxis. Diese soll zeigen, wie Digitalisierungs- und Smart City-Maßnahmen in Berlin durchzuführen sind: transparent, offen und partizipativ, aber auch mit zentraler Koordinierung, klaren fachlichen Verantwortlichkeiten und entlang eines agilen Umsetzungsmodells. So sollen alle Akteur:innen und bestehende Vorhaben darin unterstützt werden, die Ziele bestehender und zukünftiger Berliner Fachstrategien zu erreichen. Das neue Vorgehen wird anfangs an unterschiedlichen Vorhaben erprobt, weiterentwickelt und sukzessive auf weitere Maßnahmen ausgeweitet.  

    Gerahmt wird dieses Vorgehensmodell durch den partizipativ erarbeiteten Wertekompass und die Handlungsfelder, an denen sich die Umsetzung einzelner Maßnahmen orientiert. Aus ihnen entwickelt sich die Vision einer nachhaltigen, gemeinwohlorientierten, resilienten und kooperativen Stadt. Sie soll sicherstellen, dass die Digitalisierung Berlins allen Menschen in der Stadt zugutekommt. Eine Stärkung des Wirtschaftsstandorts Berlin ist dabei mitgedacht. Die Maßnahmen sollen gewährleisten, dass die Entwicklung Berlins entlang des Wertekompasses ausgerichtet ist. Sie wirken dabei lokal, gesamtstädtisch oder auch überregional. Durch das iterative* Vorgehen bei ihrer Umsetzung werden Lernerfahrungen gesammelt, die bei Skalierungen berücksichtigt werden.  

    Die digitale Transformation Berlins kann nur gelingen, wenn alle beteiligten Akteur:innen bereit sind, sich auf einen kollektiven Lernprozess einzulassen. Konsequenterweise ist deshalb auch die Strategie selbst als lernende Strategie angelegt. Auf Basis einer umfassenden Monitoring-Systematik sollen nicht nur einzelne Vorhaben, sondern auch die Strategie und ihre Werkzeuge selbst in regelmäßigen Zyklen evaluiert und angepasst werden. Die einzelnen Kapitel sind von daher in unterschiedlichen Detailstufen verfasst, da sie teilweise detailliert beschreiben, wie gelernt wird. Die Strategie ersetzt keine Fachstrategien, wie etwa die digitale Inklusionsstrategie, die Open Data*-Strategie oder die Cybersicherheitsstrategie. Sie setzt hingegen Rahmenbedingungen für deren Umsetzung und wird durch fachliche Strategien ergänzt. 

    Ein wichtiges Element der Strategie bildet die Website https://gemeinsamdigital.berlin.de. Dort entsteht neben einer Übersicht bereits laufender und geplanter Maßnahmen ein Wissensspeicher, der zahlreiche Arbeitsmaterialien und ergänzende Dokumente zur freien Nutzung bereitstellen wird. Alle Berliner:innen haben zudem die Möglichkeit, über die Website selbst Maßnahmen vorzuschlagen oder sich in den laufenden Prozess einzubringen.  

  • ... am Beispiel der Maßnahme Smart Water

    Die Maßnahme Smart Water soll zur Reduktion von Auswirkungen der Klimakrise auf Städte wie Hitzeinseln, Überflutung und Gewässerbelastung beitragen. Es ist als Pilotmaßnahme im Rahmen des Modellprojekts Smart City Berlin aus den Mitteln des Förderprogramms Modellprojekte Smart Cities (MPSC) des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauen finanziert. Ein agiles digitales Planungstool soll die Entwicklung und Durchführung von Maßnahmen der städtischen Entwicklung unterstützen, um Regenwasserbewirtschaftung frühzeitig berücksichtigen zu können. Dafür werden Wasserinfrastrukturen und Grünräume zielgerichtet zusammen betrachtet und weitere Planungsaspekte wie etwa Straßenplanung integriert.

    Die Maßnahme berücksichtigt u. a. folgende Fachziele aus der StrategieBerlin 3.0:

    • Gewässerschutz und Klimafolgenanpassung stärken,
    • Wasserhaushalt nachhaltig managen,
    • Die (stadt-)ökologischen Qualitäten sichern und verbessern.

    Das Beispiel veranschaulicht die Idee des Kulturwandels als zentrales Element der Strategie:

    • Enge Zusammenarbeit unterschiedlicher städtischer Akteur:innen mit der Verwaltung (verschiedene Senatsverwaltungen und Bezirke),
    • Begleitung durch das Team GD:B (Support-Team), um den Prozess kreativ, offen, zweckmäßig und partizipativ zu gestalten,
    • Nutzung und Test von Prototypen für die Entwicklung des digitalen Planungstools. Die Erfahrungen aus der Umsetzung der Maßnahme Smart Water fließen in den ersten Lernzyklus der Strategie ein.

  • Verweise

    Mit einem Sternchen* markierte Begriffe werden im Glossar knapp erläutert.

    [1] Diese sind insbesondere in der BerlinStrategie 3.0 zusammengefasst. Siehe: Der Regierende Bürgermeister von Berlin. Senatskanzlei (2021). BerlinStrategie 3.0. Verfügbar online: https://www.berlin.de/rbmskzl/_assets/politik/berlin-strategie-3-0-langfassung.pdf

    [2] Das Berliner Verständnis wurde anhand der Ausführungen der Smart City Charta und der New Urban Agenda gemeinsam mit der Berliner Stadtgesellschaft entwickelt. Siehe: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) (2017). Smart City Charta: Digitale Transformation in den Kommunen nachhaltig gestalten. Verfügbar online: https://www.smart-city-dialog.de/wp-content/uploads/2019/12/smart-city-charta-langfassung.pdf; UN Habitat (2019). New Urban Agenda. Verfügbar online: https://unhabitat.org/about-us/new-urban-agenda

    [3] GD:B ist eine Fusion aus der Berliner Digitalstrategie und der Smart City-Strategie. Die Digitalstrategie liefert dabei die Umsetzungskompetenz zur Smart City-Strategie, die wiederum die Vision für Berlin, das Zusammendenken von Stadtentwicklung und Digitalisierung zur Verfügung stellt. Siehe: Gemeinsam Digital (2022). Gemeinsam Digital zur Smart City. Verfügbar online: https://gemeinsamdigital.berlin.de

    [4] Die Definition der Stadtgesellschaft umfasst Verwaltung, Politik, wirtschaftliche und wissenschaftliche Akteur:innen, organisierte Zivilgesellschaft, stille Gruppen und Berliner:innen. Siehe: Glossar.

    [5] Die Berliner Definition der Smart City wurde 2021 vom Berliner Senat als Teil des Strategischen Rahmens für die Entwicklung einer neuen Smart City-Strategie verabschiedet. Siehe: Der Regierende Bürgermeister von Berlin. Senatskanzlei (2021a). Strategischer Rahmen für die Entwicklung einer neuen Berliner Smart City-Strategie. Verfügbar online: https://gemeinsamdigital.berlin.de/strategischer-rahmen-smart-city

    [6] Ein Überblick über den Beteiligungsprozess und seine Ergebnisse findet sich im Anhang.

    [7] Siehe: Smart City Dialog (2022). Smart Cities in Deutschland. Verfügbar online: https://www.smart-city-dialog.de/modellprojekte

    [8] Siehe Anhang III: Wirkungsmessung, sowie Annala, M. et al. (2020). Humble Government: How to Realize Ambitious Reforms Prudently. Verfügbar online: https://tietokayttoon.fi/documents/1927382/2158283/Humble+Government.pdf

    [9] Beispiele dafür sind im Analyseteil des Grünbuchs für die Digitalisierungsstrategie des Landes Berlin genannt. Siehe: Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe (2020). Grünbuch für die Digitalisierungsstrategie des Landes Berlin. Verfügbar online: https://www.berlin.de/sen/wirtschaft/digitalisierung/digitalstrategie/201006_gruenbuch.pdf. Weitere Ansätze finden sich unter den Einreichungen für den Berliner Verwaltungspreis. Siehe: Die Regierende Bürgermeisterin. Senatskanzlei. (2022). Berliner Verwaltungspreis. Verfügbar online: https://www.berlin.de/verwaltungspreis

    [10] Geschäftsstelle Zukunftsorte (2022). Zukunftsorte Berlin. Verfügbar online: https://zukunftsorte.berlin

    [11] Zum Ökosystem zählen zahlreiche Akteur:innen aus unterschiedlichen Sektoren. Auch Bildungseinrichtungen, wie etwa Schulen und landeseigene Unternehmen gehören dazu.

    [12] Die Bestandsanalyse umfasst die Schlussfolgerungen des Grünbuchs für die Digitalisierungsstrategie des Landes Berlin (Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, 2020) und die Nennung von Herausforderungen durch Expert:innen im Prozess der Smart City-Strategieentwicklung.

Die Kapitel der Strategie

Diese und weitere Inhalte findest du im Strategiepapier Gemeinsam Digital: Berlin

Jetzt hier herunterladen: Strategie Gemeinsam Digital Berlin

Hier geht es zum Anhang zur Strategie.