Soziales und Integration

Die Digitalisierung betrifft nicht nur „abstrakte“ Größen wie Verwaltung, Politik und Wirtschaft, sondern auch das Leben jedes einzelnen Menschen auf direkte Weise. Das soziale Potenzial von digitaler Technik ist enorm. Digitale Angebote und Möglichkeiten können einen wichtigen Beitrag leisten, um soziale Herausforderungen anzugehen und Lösungen im Sinne aller Beteiligten zu entwickeln. Wenn Beratungsangebote leicht und ohne beschwerliche Wege zugänglich sind, kann dies z.B. für Menschen mit Behinderung, Menschen mit Migrationshintergrund und ihre Unterstützenden sehr entlastend wirken. Zugleich dürfen durch digitale Angebote nicht neue Hemmschwellen entstehen. Es muss weiterhin menschliche Beratung geben, die aber durch digitale Angebote zugänglicher gemacht werden kann.

Eine besondere Rolle spielen die sozialen Medien: Gerade für Neu-Berlinerinnen und -Berliner mit Flucht- oder Migrationsgeschichte sind sie in zunehmendem Maße Plattformen der gegenseitigen Hilfe und des ehrenamtlichen Engagements. Gleichwohl sind Ratsuchende, die sich in vulnerablen Situationen befinden, in diesen Foren besonderen Risiken ausgesetzt, z.B. durch falsche Informationen oder ausbeuterische Dienstleistungen. Präventive Aufklärungs- und Informationsarbeit kann helfen, Schaden von Ratsuchenden abzuwenden.

Im „sozialhilferechtlichen Dreieck“ zwischen Leistungsberechtigten, Sozialwirtschaft und Verwaltung gibt es vielfältige Potenziale zur effizienteren Leistungsgewährung für die Berechtigten. Dabei soll der Mensch in seinem Sozialraum im Mittelpunkt stehen. Für diejenigen Menschen, die Sozialleistungen benötigen, ist ein schneller und niedrigschwelliger Kontakt mit der Verwaltung entscheidend – für langwierige Antragsverfahren fehlt das Verständnis, wenn z.B. ein Grundbedürfnis wie Wohnen dringend befriedigt werden muss. Zugleich steht die Sozialwirtschaft unter Kostendruck und hat ein Interesse an der effizienten Abwicklung von Verwaltungsverfahren, um mehr Ressourcen für die eigentliche Leistung einsetzen zu können. Im Gegenzug benötigt die Verwaltung die Möglichkeit, steuernd und planend einzuwirken, um Steuermittel in Milliardenhöhe verantwortungsvoll zu verwenden.

Eine verbesserte Steuerung von sozialen Leistungen setzt voraus, dass die Verwaltung aktuelle Leistungs- und Planungsdaten mit modernen Technologien auswerten und das sozialhilferechtliche Dreieck aus Leistungsberechtigten, Sozialwirtschaft und Verwaltung digital verknüpft werden kann. Dabei ist zu beachten, wie das Spannungsfeld zwischen möglichst pragmatischem Staatshandeln und Verwaltungsmodernisierung auf der einen sowie einem hohen Schutzbedarf der Daten von Leistungsberechtigten (Sozialdatenschutz) auf der anderen Seite ausgestaltet werden kann. Hierzu bedarf es einer systematischen Befassung mit den Möglichkeiten der Digitalisierung im Bereich „Soziales und Integration“, welche die Potenziale der Digitalisierung für evidenzbasiertes Verwaltungshandeln, Steuerung und Lösungen identifiziert.

Die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales hat insbesondere im Hinblick auf die Verwaltungsmodernisierung bereits Einzelstrategien auf den Weg gebracht, die soziale Herausforderungen mit digitalen Lösungswegen verknüpfen.

Sie hat außerdem ein Programm zur Optimierung von Verwaltungsverfahren aufgelegt, um für das gesamte Ressort die Entscheidungen zu bündeln. Im Programm enthalten sind zahlreiche Vorhaben zur Optimierung von Verwaltungsprozessen mit dem Ziel der Digitalisierung – aus der Senatsverwaltung selbst sowie aus den nachgeordneten Behörden wie dem Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten oder den Sozialämtern der Bezirke.

Um landesweit bedarfsgerechte Unterbringung zu ermöglichen, arbeitet das Projekt Gesamtstädtische Steuerung der Unterbringung daran, dass Mitarbeitende der Landesverwaltung mithilfe moderner Technologie berlinweit passende Unterkünfte für Menschen mit unterschiedlichen Bedarfen suchen und belegen können.

Im Projekt Sozialhilfeportal wird daran gearbeitet, dass Leistungsberechtigte und Sozialwirtschaft auf einfache Weise mit der Verwaltung kommunizieren können. Sofern Leistungsberechtigte von einer digitalen Antragstellung Gebrauch machen möchten, soll der Geschäftsprozess in der Verwaltung digital unterstützt werden. Ferner arbeitet die für Soziales zuständige Senatsverwaltung daran, elektronische Abrechnungen und somit effizientere Geschäftsprozesse sowohl in der Verwaltung als auch in der Sozialwirtschaft zu ermöglichen.

Das Digital-Streetwork-Projekt „Neu in Berlin Plus – aufsuchende Informationsvermittlung in den sozialen Medien für Neueinwandernde“ zielt darauf ab, den stark gewachsenen Informations- und Beratungsbedarfen von Neuzugewanderten in Berlin (einschließlich Geflüchteter) mit einem entsprechenden Spektrum an digitalen und analogen Angeboten zu begegnen, Fehlinformationen durch Peer-to-Peer-Beratung in sozialen Medien entgegenzuwirken und Neueingereiste auf die analogen Angebote zu verweisen. Das Spektrum reicht von Angeboten der Öffentlichkeitsarbeit und dem digitalen Bereitstellen von Informationen über aufsuchende Erst- und Verweisberatung in den sozialen Medien („Digital Streetwork“) bis hin zur interaktiven Informationsvermittlung per Chat-App. Die aufsuchende Erst- und Verweisberatung in den sozialen Medien erfolgt in Kooperation mit Akteurinnen und Akteuren der Online-Communities von Neuzugewanderten. Geplant ist, mit diesen Akteurinnen und Akteuren künftig auch strategisch zusammenzuarbeiten.

Digitale Lösungen bieten außerdem das Potenzial, soziale Innovationen zu ermöglichen und damit eine Verbesserung des Angebots zivilgesellschaftlicher Organisationen sowie des Staates zu schaffen.

Stärken

  • Einzelne Projekte der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, die soziale Herausforderungen mit digitalen Lösungswegen verknüpfen, sowie ein Programm zur Optimierung von Verwaltungsverfahren
  • Im Projekt Sozialhilfeportal wird daran gearbeitet, dass Leistungsberechtigte und die Sozialwirtschaft mit der Verwaltung kommunizieren können, z.B. über digitale Antragstellung
  • Das Projekt „Gesamtstädtische Steuerung der Unterbringung“ ermöglicht der Landesverwaltung, passende Unterkünfte für Menschen mit unterschiedlichen Bedarfen suchen und belegen zu können
  • Das Projekt „Neu in Berlin Plus – aufsuchende Informationsvermittlung in den sozialen Medien für Neueinwandernde“ Digital Streetwork zielt darauf ab, den Informations- und Beratungsbedarfen von Neuzugewanderten mit digitalen und analogen Angeboten zu begegnen
  • Das Social Impact Lab Berlin fördert Berliner Sozialunternehmerinnen und -unternehmer. Es bietet Kurse, Beratung und Vernetzungstreffen zum Thema Entrepreneurship an

Handlungsbedarfe

  • Systematische Befassung mit den Möglichkeiten der Digitalisierung im Bereich „Soziales und Integration“, welche die Potenziale der Digitalisierung für evidenzbasiertes Verwaltungshandeln, Steuerung und Lösungen identifiziert
  • Austausch, Förderung und Kooperationsformate mit den vielfältigen Organisationen und Start-ups in den Bereichen „GovTech“ (Government Technologies) und „Social Entrepreneurship“, z.B. im Social Innovation Lab Berlin