Stadtentwicklung und soziale Räume
Berlin ist eine lebendige Stadt, die wächst und sich kontinuierlich verändert. Flächenkonkurrenz sowie eine intelligente Verteilung von Flächen gehören zu den wesentlichen Herausforderungen des städtischen Raums und der Stadt(entwicklungs)planung. Auch durch die Digitalisierung nehmen Raumnutzungskonkurrenzen, insbesondere in der inneren Stadt, derzeit zu.
Gleichzeitig ist zu gewährleisten, dass Berlin auch in der Digitalisierung eine Stadt für alle bleibt.Solche und andere räumliche Ausprägungen der Digitalisierung, die sich aus der zunehmenden Verbreitung digitaler Lösungen durch die öffentliche Hand wie auch durch Private auf Stadtquartiere und ihre Bevölkerung ergeben können, stellen zunehmend eine neue Planungsaufgabe dar, für die zum Teil spezifische Strategien nötig und eigene Ressourcen zu schaffen sind. Die Digitalisierung verändert Planungsprozesse. Informationen werden in Verfügbarkeit, Umfang und Reichweite zunehmen. Die Digitalisierung kann dazu beitragen, Planungsaufgaben durch IT-basierte Datenanalysen, Prozessmodelle und virtuelle Szenarien zu unterstützen. So können bspw. soziale Lagen und Handlungserfordernisse beschrieben werden.
Die sich durch die Digitalisierung ergebenden Potenziale im Handlungsfeld der Stadtentwicklungsplanung werden dazu von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung analysiert und Umsetzungspotenziale identifiziert. Gleichzeitig stellen sich gesellschaftliche Anforderungen an die Stadtentwicklung wie z.B. Wohn-, Infrastruktur- und Mobilitätsangebote sowie Ziele des Klimaschutzes. Planungsprozesse werden dadurch um ein Vielfaches komplexer. Die Digitalisierung ist als Hilfsmittel gefordert, soziale Benachteiligungen zu minimieren und allen gesellschaftlichen Gruppen Teilhabe zu ermöglichen.
Berlin hat sich auf den Weg gemacht, die Chancen der Digitalisierung für die Stadtentwicklung zu nutzen:
Berlin hat das „Stadtentwicklungskonzept Berlin 2030“ erarbeitet. Darin sind wichtige Themen, wie die Optimierung von Flächennutzung, das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen und die CO2-Neutralität, verankert. Aber auch die Herausforderungen der Urbanisierung, wie der voranschreitende Zuzug, die bauliche Entwicklung und die Veränderungen im Raumnutzungsverhalten, werden thematisiert. All diese Themen haben eine direkte Wechselwirkung mit der Digitalisierung. Die Digitalisierung erleichtert auch Beteiligungsprozesse: Auf Plattformen wie mein.Berlin.de können Bürgerinnen und Bürger anstehende Bauprojekte einsehen und kommentieren.
In der Smart-City-Strategie (2015) wird in Bezug auf Stadtentwicklung und soziale Räume das übergeordnete Ziel der Minderung negativer Begleiterscheinungen des Lebens in der urbanen Dichte – wie etwa Umweltbelastungen, stressbedingte Krankheitsformen oder Beeinträchtigungen des Sicherheitsgefühls – formuliert. Die Strategie beschreibt u.a. im Kontext des Schwerpunktthemas „Wohnen“ als zentralen Aspekt den Erhalt und die Weiterentwicklung sozial und demografisch gemischter Quartiere. Die Federführung für den Smart-City-Ansatz liegt seit Dezember 2016 in der Senatskanzlei.
Das bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen geführte Geodatenportal FIS-Broker enthält einen umfangreichen, ständig aktualisierten und erweiterten Geodatenkatalog. Dieser beinhaltet schon eine Vielzahl von Daten anderer Verwaltungen und kann als Nukleus eines städtischen Data Hubs gesehen werden.
In Bezug auf Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung bei Planungsvorhaben sind neue Methoden und Werkzeuge in der Entwicklung: Vor allem bei der 3-D-Visualisierung unterschiedlicher Planungslösungen, bei der Simulation von städtebaulichen Effekten sowie bei einfach nutzbaren und zur Mitwirkung einladenden Plattformen für die elektronische Partizipation bestehen erhebliche Entwicklungs- und Anwendungspotenziale. Die digitale Nachbildung der Stadt (digital twin) bietet auch Potenziale für eine verbesserte Flächennutzungsplanung.
Durch die Erarbeitung von Bezirksregionenprofilen (BZRP) kann stadtweit der Bedarf an integriertem sozialraumbezogenem Planen und Handeln ausgehandelt und wirkungsvoller ausgerichtet werden. Bei der Erarbeitung von sozialen Infrastrukturkonzepten werden Bestands- und Prognosedaten integriert betrachtet, um Fachplanungen und Stadtentwicklungsplanungsprozesse für zu erwartende Entwicklungen in einem Zeithorizont von 5 bis 10 Jahren zu qualifizieren. Diese Beispiele stehen für stadtentwicklungsplanerische Ansätze, die durch die Integration verschiedenster Daten in die Planungsprozesse gekennzeichnet sind. Darüber hinausgehende Ansätze ermöglichen zukünftig die Entwicklung weitreichenderer datenbasierter Analyse- und Planungssysteme, die mit der Verbesserung der Datenbasis in Bezug auf Qualität und Aktualität die Auswirkungen von Planungen und politischen Entscheidungen für Politik und Bürgerschaft anhand von Entwicklungsszenarien und -modellen visualisieren und so direkt erfahrbar machen können.
Im Jahr 2019 hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen die Erarbeitung von „Leitlinien für Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an der Stadtentwicklung“ initiiert, mit denen verbindlich geklärt wird, wann und wie über Vorhaben informiert wird, wie man sich in Beteiligungsprozessen begegnet und was mit den Ergebnissen der Beteiligung passiert.
Die Abteilung Hochbau der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen möchte die Methoden des Building Information Modeling (BIM) zukünftig erproben. Bei der BIM-Methode wird ein digitales Modell des Bauwerks geschaffen und der gesamte Bauprozess digital abgebildet. Dies dient der möglichen Effizienzsteigerung und Kostendämpfung bei Bauplanung und Bauausführung sowie zur Optimierung der Betriebs- und Instandhaltungskosten der errichteten Neubauten.
Stärken
- Leitlinien für Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an der Stadtentwicklung
- Smart-City-Strategie (2015)
- Geodatenportal FIS-Broker mit umfangreichem Geodatenkatalog
- 3-D-Visualisierung unterschiedlicher Planungslösungen für mehr Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung bei Planungsvorhaben
- Erprobung von Building Information Modeling (BIM) im Wohnungsbau
Handungsbedarfe
- Nutzung digitaler Instrumente (z.B. digital twin) zur Verbesserung der Flächennutzungsplanung
- Prüfung, inwieweit FIS-Broker als Nukleus eines städtischen Data Hubs aufgebaut werden kann
- Bund-Länder-Arbeiten im Rahmen des OZG