Smart City und digitale Daseinsvorsorge
Berlin ist als wachsende Stadt mit einer Vielzahl von Entwicklungen konfrontiert: Bis zum Jahr 2030 sollen laut der Bevölkerungsprognose des Landes zwischen 3,81 und 4,05 Millionen Menschen in Berlin leben. Die Entwicklungen der Digitalisierung beeinflussen zunehmend die Stadtentwicklung: Vom Zuwachs an Mobilitätsdienstleistenden über das Anwachsen an digital verfügbaren Daten bis hin zur verschärften Konkurrenzsituation am Wohnungsmarkt durch digitale Ferienwohnungsanbietende. Parallel dazu nehmen Wetterextreme wie Hitze und Starkregen zu und fordern innovative Strategien zur Bewältigung im urbanen Umfeld.
Der Wandel hin zu einer nachhaltigen und digitalisierten Stadt erfordert daher zunehmend das Aufbrechen des Silo-Denkens, um das umfangreiche Wissen sowie die Vielzahl von Daten in der Stadt zu bündeln und somit die Erkenntnisgrundlage für politische Entscheidungsfindungen zu verbessern
Für eine menschengerechte und gemeinwohlorientierte Stadt ist es
wichtig, dass nicht die technologischen Entwicklungen die Politik der
Stadt vor sich hertreiben, sondern dass die Stadt einen
Gestaltungsrahmen vorgibt. Soziale Teilhabe als Teilhabe an der
demokratischen Stadtgesellschaft zu ermöglichen, ist hier Ziel und
Maßstab. Zum einen gilt es hierfür, die Effekte und Ausprägungen der
Digitalisierung in städtischen Räumen aktiv zu beeinflussen, und zwar
auch solche, die nicht durch technische oder digitale Dienste zu lösen
sind, aber eventuell negative Folgen für Stadträume und
Bevölkerungsgruppen haben können. Zum anderen gilt es, aktiv eigene, für
die Stadt sinnvolle und passgenaue Smart-City-Lösungen zu entwickeln
und zu nutzen. Denn diese ermöglichen es, mit innovativen Ansätzen das
städtische Leben zu organisieren. Sie bieten die Chance, durch
Echtzeitinformationen schnelle und zielgerichtete Entscheidungen zu
treffen. Außerdem können mit Smart-City-Anwendungen Synergieeffekte
sicht- und nutzbar gemacht werden.
Die Digitalisierung eröffnet die Möglichkeiten, Infrastrukturen der Daseinsvorsorge in verschiedenen Sektoren wie Verkehr, Energie oder Wasserversorgung zu vernetzen. Daten und deren Verarbeitung ermöglichen neue Steuerungsfunktionen im Sinne einer Smart City. Dazu ist es nötig, eine übergreifende Steuerungsarchitektur aufzubauen.
Voraussetzung für solche Lösungen sind gemeinsame Strukturen und Plattformen, Standards und gut definierte Schnittstellen über alle relevanten Akteurinnen und Akteure in der Stadt hinweg.
Die Smart City-Strategie des Landes Berlin wird gegenwärtig unter Federführung der Senatskanzlei und mit breiter Beteiligung der Stadtgesellschaft grundlegend neu entwickelt. Ziel der neuen Strategie ist die Entwicklung und Erprobung von Strategien für eine gemeinwohlorientierte, nachhaltige und zukunftsfähige Stadt.
Die einzelnen Landesunternehmen, wie z.B. die BVG oder die Wasserbetriebe, haben damit begonnen, ihre Angebote zu digitalisieren und das Steuerungspotenzial von Daten zu nutzen. Die Digitale Agenda der Berliner Wasserbetriebe bspw. definiert in verschiedenen Handlungsfeldern – insbesondere im Hinblick auf Kundinnen- und Kundenbeziehungen – intelligente Prozesse und neue Arbeitsformen strategische Ziele für das Landesunternehmen.
Das Land Berlin besitzt jedoch noch keine übergreifende Plattform als Steuerungsarchitektur für eine vernetzte „smarte“ Stadt, die städtische Leistungen und Angebote der Daseinsvorsorge zusammenbringt. Hierin liegen Potenziale, die Daseinsvorsorge übergreifend effizienter zu organisieren und öffentliche Räume sowie Interaktionen in der Stadt mit dem Ziel von Nachhaltigkeit und Lebensqualität neu zu organisieren.
Im Rahmen des InfraLabs erarbeiten verschiedene Landesbetriebe bereits Konzepte für ein nachhaltiges und digital vernetztes Berlin. Mit dem CityLAB existiert zudem seit 2019 ein praxisnahes Innovationslabor an der Schnittstelle von öffentlicher Verwaltung und Stadtgesellschaft. Durch einzelne Quartiersentwicklungsprojekte wie Berlin TXL – The Urban Tech Republic, EUREF-Campus in Berlin-Schöneberg oder Siemensstadt 2.0 werden die Smart-City-Ansätze bereits pilotiert.
Stärken
- BMI-Förderung „Modellprojekte Smart Cities“ zur Entwicklung einer neuen Smart City-Strategie und begleitender Umsetzungsprojekte
- Smart-City-Netzwerk als leistungsfähige Austauschplattform für Digitalwirtschaft, StartUp-Szene und Forschungseinrichtungen
- Einzelne Landesbeteiligungsunternehmen, z.B. die BVG oder die Berliner Wasserbetriebe, haben begonnen, ihre Angebote zu digitalisieren und das Steuerungspotenzial von Daten zu nutzen
- Im Rahmen des InfraLabs erarbeiten verschiedene Landesbeteiligungsbetriebe bereits Konzepte für ein nachhaltiges und digital vernetztes Berlin
- CityLAB als umsetzungsstarker Innovations- und Beteiligungsraum
- Einzelne
Quartiersentwicklungsprojekte (Projekt Berlin TXL, EUREF-Campus in
Berlin-Schöneberg, Siemensstadt 2.0) pilotieren Smart-City-Ansätze
Handlungsbedarfe
- Gewährleistung einer breiten Beteiligung am Smart City-Strategieprozess
- Verzahnung von Umsetzungsprojekten mit einer sich dynamisch weiterentwickelnden Smart City-Strategie
- Sektorübergreifende Handlungsfähigkeit durch neue, agile Kooperationsformen entwickeln