Projektziele

Ziel des Projekts ist es, mit den Kiezboxen eine prototypische Lösung in einem Reallabor zu testen und daraus Handlungsempfehlungen zu erstellen. Dabei sind zwei unterschiedliche Szenarien von Bedeutung:

  • Im Regelbetrieb werden mit den Kiezboxen lokale Daten über Klima, Luftqualität etc. gewonnen
  • Im Krisenfall (z.B. Stromausfall) bieten die solar-/wind-/batteriebetriebenen, Mesh-fähigen Hotspots ein Notfall-WLAN, welches lokale Informationen und Kommunikation für die Bevölkerung ermöglicht.

Der Fokus und damit der Zweck der beantragten Maßnahme liegt in der Steigerung der Resilienz der Stadt durch die Kiezboxen. Die Lösung sowie die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen für andere Kommunen nutzbar sein. Der Schwerpunkt ist dabei der Aufbau eines mehrtägigen, stromautarken Mesh-Netzwerks für Krisenfälle, über welches Notrufe abgesetzt und Informationen eingeholt werden können.

Mesh-Netzwerk?

Üblicherweise wird ein Mesh-Netzwerk für die Erweiterung des WLANs in Eigenheimen oder Firmen genutzt. In einem Mesh-Netzwerk sind die einzelnen Netzwerkknoten untereinander über mehrere Verbindungen verknüpft. In der Regel existieren mehrere alternative Verbindungswege von einer Quelle zu einem Ziel. Die Informationen werden über diese Wege von Knoten zu Knoten weitergegeben, bis der Zielknoten erreicht ist. Dadurch können auch größere Entfernungen abgedeckt werden. Ein Ausfall einzelner Netzknoten kann über alternative Verbindungswege kompensiert werden, wodurch ein zuverlässiger Betrieb möglich ist.

Krisenbetrieb

Die Kiezboxen sollen ebenfalls als Datenlieferant an ein geobasiertes Echtzeit-Lagebild fungieren. Bürger:innen können sich mit ihrem Smartphone über WLAN mit dem Mesh-Netz verbinden, um zu kommunizieren und dringenden Handlungsbedarf signalisieren. Außerdem können textbasierte Notrufe auf einer Web-Anwendung abgesetzt und konkrete Hilfsangebote veröffentlicht werden.
Neben dem Aufbau des stromautarken Mesh-Netzwerks stellt die Entwicklung einer Schnittstelle zum Datennetz der Berliner Feuerwehr einen essenziellen Teil der Maßnahme dar. Die Kiezboxen können dafür z.B. in einer geeigneten Feuerwache installiert werden, um zu erproben, wie die Einsatzkräfte durch eine Abrufansicht Zugang zu den abgesetzten Notrufen über die Kiezboxen erhalten können.
Weiteres Ziel des Projekts ist der Erkenntnisgewinn über die Potentiale und Möglichkeiten der Einbettung einer Krisen-Kommunikations-Infrastruktur im öffentlichen Raum als Mittel der Bürgerinformation. Dazu sollen Kommunikations-Knotenpunkte und Displays an (halb-)öffentlichen Orten (z. B. Hauseingängen oder Bushaltestellen) Informationen bereitstellen, um den städtischen Raum mit der digitalen Ebene zu verschränken. Auf das Display könnten Informationen zum Stromausfall in mehreren Sprachen erscheinen bzw. Möglichkeiten genannt werden, um einen Notruf zu senden. Darüber hinaus soll geprüft werden, ob die Kiezboxen als Werkzeug zur Stärkung der nachbarschaftlichen Kommunikation und Hilfe zwischen den Bürger:innen im Krisenfall eingesetzt werden kann, insbesondere zur Unterstützung von vulnerablen Gruppen.

Regelbetrieb

Der Ausnahmezustand des Stromausfalls ist zwar der Hauptzweck der Maßnahme, jedoch sollen die Kiezboxen auch im Regelbetrieb einen Mehrwert schaffen. Die Kiezboxen werden daher detaillierte Messungen von lokalen Daten (z.B. Klimadaten) vornehmen, mit welchen parallel die Funktionsfähigkeit des Gerätes durchgehend geprüft wird. Hiermit bieten die Kiezboxen die Grundlage für eine niedrigschwellige Integration unterschiedlichster Stadtdaten in verschiedenen Auswertungskontexten, die sowohl für die Verwaltung wie für datenaffine Bürger:innen von Interesse sind. Damit bieten die Kiezboxen die Möglichkeit, in einem Tool den Bedarf mehrerer Zielgruppen zu bündeln.

Demonstration im Pilotgebiet

Gegen Ende des Projektzeitraums sollen ca. 12 bis 20 Kiezboxen prototypisch in einem Testbereich in Berlin aufgestellt werden, um die Funktionalität des Systems zu erproben und den Prototypen für eine mögliche Verstetigung zu evaluieren. Die Anzahl der Prototypen ergibt sich aus verschiedenen Faktoren. Einerseits spielt der Aufwand der Prototypenherstellung und -installation eine Rolle, wobei auch der Verwaltungsaufwand für das Einholen der Genehmigung einbezogen werden muss. Andererseits muss eine testtaugliche Mindestfläche von 0,5 km² abgedeckt werden, um haltbare Informationen über die Mesh-Topologie und deren Auswirkung auf den Stromverbrauch sowie die Übertragungsrate gewinnen zu können.