Energie
Die Digitalisierung wird die Energiewirtschaft in den nächsten Jahren stark verändern, insbesondere in Verbindung mit der Transformation zu einem emissionsarmen, dezentraleren und flexibleren Energiesystem.
Das zukünftige Energiesystem wird deutlich dezentraler (mit vielen kleineren Erzeugungsanlagen) und flexibler sein, um besser auf die schwankenden erneuerbaren Energien reagieren zu können. Dies gilt sowohl für Erzeugende als auch für Verbrauchende. Bei den vorhandenen urbanen Energieinfrastrukturen für Strom, Wärme und Mobilität kann die Digitalisierung entscheidend zur intelligenten Steuerung von Energieerzeugung und Verbrauch, zur Speicherung und Nutzung von erneuerbaren Energien oder von Abwärmepotenzialen beitragen, wenn passgenaue Rahmenbedingungen geschaffen und Spielräume genutzt werden. Dabei steht sie aber auch neuen Herausforderungen wie bspw. Cybersicherheit und Datenschutz gegenüber. Um diese Herausforderungen zu meistern und die bestehenden Spielräume nutzen zu können, muss eine umfassende Strategie entwickelt werden.
Der Bundesgesetzgeber hat mit dem Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende einen entsprechenden Rahmen gesetzt und u.a. Stromverbrauchende mit mindestens 6.000 kWh pro Jahr ab 2020 zum Einbau von Smart Metern verpflichtet. Viele Mieterinnen und Mieter in Berlin liegen jedoch unter diesem Schwellenwert. Hierdurch werden Potenziale zur Digitalisierung in Berlin zunächst ungenutzt bleiben. Auch weitere Rahmenbedingungen auf Bundesebene (bspw. die Netzentgeltsystematik) stehen einer Digitalisierung und Flexibilisierung des Energiesystems entgegen. Vor diesem Hintergrund sollte ein Mediationsverfahren zwischen dem Land Berlin und dem Bund erörtert werden.
Die Digitalisierung bietet für Berlin vielfältige Chancen, um die nötige Flexibilität des Energiesystems zu organisieren und dabei Versorgungssicherheit und Netzstabilität sicherzustellen. Verbrauchende und dezentrale Erzeugende erhalten bessere Möglichkeiten, am Energiemarkt teilzunehmen (bspw. durch Mehrwertdienste von Smart-Meter-Gateways), wodurch neue Geschäftsmodelle und Anreize für energieeffizientes Verhalten möglich sind. Viele dieser Technologien sind derzeit Bestandteil von Pilotprojekten in Berlin, werden jedoch in Zukunft eine immer stärkere Rolle spielen.
Berlin treibt die Digitalisierung auch mit dem Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm (BEK) voran, das auf Klimaneutralität in Berlin bis 2050 abzielt. Die Hauptstadt hat den Anspruch, führend bei der Entwicklung von Smart-Grid-Technologien, Speicherkonzepten und innovativen Lösungen zur Synchronisierung von Energiebedarf und -angebot zu sein.
Viele Maßnahmen wie bspw. der Kohleausstieg, die Identifikation flexibler Lasten, der Aufbau einer Flexibilitätsplattform und der Ausbau der Solarenergie wurden bereits umgesetzt oder sind in der Umsetzung.
Auch das Cluster Energietechnik als Teil der Gemeinsamen Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg hat zu der hohen Anzahl an Digitalisierungsprojekten in Berlin beigetragen und darüber hinaus viele Projekte in den Bereichen erneuerbare Energien, Energieeffizienz, intelligente Netze und Speichertechnologien angeschoben. Außerdem haben sich vielfältige Projektaktivitäten in Berlin entwickelt, bspw. Big-Data-Projekte, Wettbewerbe (u.a. Smart Home Award) oder der Einbau von smarten Wärmezählern. Zahlreiche Entwicklungs- und Demonstrationsprojekte sind entstanden, u.a. um Flexibilitäten im Fernwärme- und Fernkältebereich in Abhängigkeit von der Einspeisung erneuerbarer Energien und der Nachfrage zu optimieren.
Der Energieatlas für Berlin konnte hierfür teilweise als Grundlage dienen, da er den Istzustand der Energieversorgung Berlins digital abbildet. Zahlreiche Daten stehen öffentlich zur Verfügung und können für Planungs- und Entscheidungsprozesse genutzt werden.
WindNODE ist ein Verbundprojekt mit über 70 Partnerinnen und Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Industrie. Die WindNODE-Projektregion umfasst den gesamten Nord-Osten Deutschlands – von der Ostsee bis zum Thüringer Wald. WindNODE stellt innovative Energiewendeprojekte in einen Gesamtkontext und entwickelt Lösungsansätze, wie sich das Stromsystem intelligent steuern lässt.
Stärken
- Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm (BEK): Klimaneutralität in Berlin bis 2050 und der Anspruch, bei der Entwicklung von Smart-Grid-Technologien, Speicherkonzepten und innovativen Lösungen zur Synchronisierung von Energiebedarf und -angebot führend zu sein
- WindNODE: Energiewende-Verbundprojekt mit über 70 Partnerinnen und Partnern
- Cluster Energietechnik als Teil der Gemeinsamen Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg: Hat hohe Anzahl an Digitalisierungsprojekten in Berlin und viele Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien, der Energieeffizienz, der intelligenten Netze und der Speichertechnologien angeschoben
- Energieatlas bildet den Istzustand der Energieversorgung Berlins digital ab, zahlreiche Daten stehen öffentlich zur Verfügung und können für Planungs- sowie Entscheidungsprozesse genutzt werden
Handlungsbedarfe
- Identifikation regulatorischer Rahmenbedingungen, die Digitalisierung des Energiesystems und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle erschweren
- Wechselbeziehungen und Synergiepotenziale mit weiteren Sektoren erschließen