Arbeit 4.0, Aus- und Weiterbildung
Die Digitalisierung verändert Produktions- und Dienstleistungsprozesse und damit auch die Arbeitswelt. Durch Automatisierung, den Einsatz von Robotik, Sensorik und künstlicher Intelligenz findet ein Wandel von Berufen und Tätigkeiten statt. Dies betrifft nicht mehr nur einfache Tätigkeiten, sondern zunehmend auch Tätigkeiten mit mittlerer und hoher Qualifikation.
Zudem entsteht insbesondere in Berlin ein neuer Arbeitsmarkt: Digitale Plattformen bringen eine neue Art der Arbeitsvermittlung und neue Arbeitsformen mit sich, z.B. mit Crowdwork. So wandelt sich die Art und Weise des Arbeitens jenseits klassischer Formen des Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverhältnisses. Dies kann Arbeit schaffen, aber auch zur Aushöhlung arbeitsrechtlicher und sozialer Standards führen.
Diese strukturellen Veränderungen werden begleitet durch digitale Kommunikationsformen und Arbeitsmittel wie E-Mails, Chats, Video- und Messengerformate und Cloudspeicher. Der Trend zum zeit- und ortsflexiblen Arbeiten bietet die Chance auf ein selbstbestimmteres Arbeiten, neue Vereinbarkeitslösungen für Männer und Frauen sowie mehr Zeitsouveränität. Gleichzeitig kann dies aber auch zur Arbeitsverdichtung und zur Entgrenzung von Arbeits- und Privatleben sowie zur Selbstausbeutung führen.
Um die Veränderungen in der Arbeitswelt 4.0 zu bewältigen, sind digitale Kompetenzen und Zusatzqualifikationen in nahezu allen Branchen und Berufen notwendig.
Zielgruppengerechte
bzw. geschlechtergerechte Aus- und Fortbildungsmaßnahmen spielen eine
wichtige Rolle, damit Frauen und Männer gleichermaßen auf die neuen
beruflichen Anforderungen vorbereitet werden. Es gilt, die „digital gap“
zwischen Frauen und Männern zu schließen. Daher ist einerseits die
Erlangung digitaler Kompetenzen bei Frauen und andererseits auch der
Zugang von Frauen zur männlich dominierten IT-Branche zu fördern (z.B.
bei der Ausgestaltung digitaler Inhalte). Nur dann können Frauen und
Männer ihre Gestaltungschancen bei der Digitalisierung gleichermaßen
aktiv nutzen und zu einer Erhöhung der gleichberechtigten Zugangs- und
Teilhabechancen beitragen.
In Berlin ist die digitalisierte Wirtschaft und insbesondere die Start-up-Szene ein starker Treiber für technische und soziale Innovationen sowie für neue Geschäftsmodelle und Arbeitsformen. Gleichzeitig kann dadurch eine Tendenz zur sozialen Spaltung zwischen digital hoch qualifizierten Köpfen einerseits und atypisch-prekär Beschäftigten andererseits entstehen. Daher spielen Rahmenbedingungen für sichere, stabile und gesunde Arbeitsverhältnisse in einer digitalisierten Wirtschaft eine besondere Rolle, damit von der Digitalisierung der Arbeitswelt alle profitieren – Beschäftigte, Unternehmen und die ganze Stadt.
Das Land Berlin hat diese Veränderungen und Herausforderungen erkannt und den Dialogprozess „Arbeit 4.0 – made in Berlin“
2015 ins Leben gerufen. Dabei tauschten sich Expertinnen und Experten
aus Politik und Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung sowie
Wirtschafts- und Sozialverbänden zur Zukunft der Arbeit in Berlin im
Rahmen von Konferenzen und Workshops aus. Dieser Dialogprozess sollte
als Grundlage genutzt werden, um einen weitergehenden Strategieprozess
durchzuführen, der sich mit den digitalen Kompetenzen in der Aus- und Weiterbildung sowie mit den neuen Arbeitsformen auseinandersetzt.
Für das Themenfeld „digitale Kompetenzen in der Aus- und Weiterbildung“
wurde ein Grundlagenmodell mit den fünf Bausteinen „Grundlagen der
Digitalisierung“, „Lernen und Arbeiten in der digitalen Welt“,
„IKT-Kompetenz“, „Umgang mit Daten“ sowie das Verständnis für „Systeme
und Prozesse“ definiert. Sie sollen dazu dienen, die Systeme der Aus-
und Weiterbildung so zu gestalten, dass die Berlinerinnen und Berliner
sich dem Wandel in ihrem Arbeitsumfeld nicht nur anpassen, sondern
Veränderungsprozesse aktiv mitgestalten können.
Ein weiteres Themenfeld sind digital vermittelte Dienstleistungen in Berlin, wie Cloudwork, Crowdwork und Gigwork. Bei diesen Arbeitsformen werden Tätigkeiten auf Honorarbasis über digitale Plattformen vermittelt. Insbesondere die Risiken dieser Arbeitsformen, wie z.B. eine mangelnde soziale Absicherung, wurden in Workshops und Expertisen aufgezeigt. Als zukünftige Gestaltungsfelder wurden faire Entlohnung, mehr Transparenz in den Arbeitsbeziehungen, Qualifikations- und Leistungsnachweise sowie eine Interessenvertretung abgeleitet.
Stärken
- Digitalisierte Wirtschaft und insbesondere die Start-up-Szene sind starke Treiber für technische und soziale Innovationen sowie für neue Geschäftsmodelle und Arbeitsformen
- Dialogprozess „Arbeit 4.0 – made in Berlin“ (seit 2015) zum Austausch mit Expertinnen und Experten aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung sowie Wirtschafts- und Sozialverbänden zur Zukunft der Arbeit in Berlin im Rahmen von Konferenzen und Workshops, u.a. zu Gigwork, Crowdwork und Cloudwork
- Grundlagenmodell zu digitalen Kompetenzen in der Aus- und Weiterbildung definiert mit den fünf Bausteinen „Grundlagen der Digitalisierung“, „Lernen und Arbeiten in der digitalen Welt“, „IKT-Kompetenz“, „Umgang mit Daten“ sowie das Verständnis für „Systeme und Prozesse“
Handlungsbedarfe
- Weiterentwicklung des Dialogprozesses „Arbeit 4.0 – made in Berlin“ und seiner Konsequenzen zu einer umfassenden Strategie zu digitalen Kompetenzen in der Aus- und Weiterbildung sowie zum Umgang mit neuen Arbeitsformen
- Schließung der „digital gap“ zwischen Frauen und Männern
- Koordinierter Austausch zwischen den diversen Akteurinnen und Akteuren aus Bildungslandschaft und Wirtschaft
- Weiterentwicklung des Angebotes der Verwaltungsakademie Berlin